Mittwoch, 12. Juli 2023

Ein Ort zum glücklich sein...

 

Ich saß am Rand des Flusses und schaute das gurgelnde Wasser an. 

"Komm her" hatte der Platz mir zugerufen, als wir im Waldspaziergang an der Flussbiegung vorbeiliefen.

An einem Abhang entlang bog sich ein kleines Bächlein. Nicht sehr tief, aber tief genug, das man sich hätte wunderbar hineinsetzen können. Es war ein warmer Frühlingsmorgen. Das Flussufer war umrankt mit wunderbaren Buchen und großen Mooskissen, die mich einladend anzuschauen schienen.

Es war, als ob jemand diesen Ort besonders pflegte.

"Hier bist du willkommen dich auf das Moos zu setzen" hatte mir der Ort förmlich zugerufen.

Und so waren wir hinabgestiegen zum Ufer. Nun saß ich da am Rand und schaute ins Wasser. 

Der Wunsch einfach nur die Zehen ins Wasser zu stecken wurde immer größer. Ich schaute das Wasser an, und erinnerte mich daran, wie ich als Kind völllig unbekümmert einfach meine Schuhe ausgezogen hatte und im Fluss gebadet hatte. Erstaunt stellte ich fest, das nun allerlei Vorstellungen von Tieren, die ich nicht an meiner Haut haben wollte, das ungetrübte Badeerlebnis gar verhindern wollten. 

Ich war schon lange nicht mehr unbekümmert im Wasser herumgestapft.

"Was ist, wenn da Blutegel im Wasser sind?" streifte ein Gedanke durch meine Beobachtung. Ich schaute das Wasser an. Blutegel mochten doch eigentlich nur stilles Wasser. Hier war die Strömung deutlich zu stark. Sie würden sich da garnicht halten können, dachte ich beruhigt. 

Ich zog meine Schuhe aus, setzte mich auf ein Mooskissen und freute mich an dem Platz. Ein bisschen argwöhnisch betrachtete ich nun das Kissen, ob irgendwelche Käfer oder Spinnen ihren Weg zu mir fänden.

Zumindest hatte ich eine lange Hose an, sie würden also nicht gleich eine Invasion angehen. "Oh Mann!" dachte ich genervt. "Früher hat dir das nichts ausgemacht. Du hast einfach im hohen Gras gelegen und nie nie hast du auch nur eine Zecke gehabt!" 

Ich zog meine erste Socke aus, und legte sie auf das Mooskissen neben mir. Zweifelnd betrachtete ich wieder das Wasser.

"Sollte ich einfach reinhüpfen? Die Steine sehen nicht glitschig aus, es ist scheinbar auch für Algen zu viel Strömung hier." Der Gedanke an die Blutegel oder Tiere unter den Steinen kam wieder hoch. Man das konnte doch nicht so schwierig sein. 

"Wenn du  noch lange überlegst, dann fliegt deine Socke ins Wasser!" streifte ein Impuls meine Beobachtung. So als ob eine Waldfee mit mir gesprochen hätte.

Gerade streckte ich meine Hand nach der Socke aus, um den besagten Salto zu verhindern und schwupp, noch bevor ich sie erreichte, machte sie einen Satz in den Fluss.

Ich warf alle Bedenken über Bord. Riss mir die zweite Socke vom Fuß und sprang ins Wasser. 

Als würde sie frech über mich lachen, schwamm die Socke in einiger Entfernung vor mir her, während ich hinter ihr herhechtete. So schnell das eben über die Flusskiesel möglich war, die im übrigen kein bisschen glitschig waren, folgte ich ihr mehrere Meter, bis ich sie eingeholt hatte.
Nachdem sie lachend vor mir hergeschwommen war, versank sie gnädig und blieb an einem Stein hängen.

Siegreich strahlend fischte ich sie aus dem Wasser. "Hab ich dich endlich!" freute ich mich.

Ich drehte mich zu meinem Partner um, der das ganze grinsend vom Flussufer aus beobachtet hatte. Den inneren Dialog hatte er freilich nicht mitbekommen.

Meine Hose war nun nass, aber egal, die trocknet wieder, dachte ich. Ich genoss das kalte Wasser um meine Füße, das rauschend um mich herum strömte. Jetzt endlich im Wasser, waren alle Bedenken weggeweht und ich konnte einfach genießen.
Vor kurzem war ich noch zelten gewesen und jetzt im Wasser stehend bemerkte ich, wie sehr unsere Lebensweise in den Häusern und der Büroarbeit uns von dieser heilsamen Natur entfernt. Ein Wunsch einfach öfter der Natur so nah zu sein, wie im Zelt kam in mir auf.

Es war dann doch so anders dieses "einfach sein". 

Am Ende der Flussbiegung standen zwei Bäume, die sich bogen, als wären sie mitten im Tanzen. Ein anderer Baum lehnte sich über das Wasser als würde er sagen, setz dich auf mich. Alles hier war so lebendig, und fühlte sich an wie in unablässiger Meditation. Blaue Schmetterlinge mit wunderbar leuchtenden Flügeln, flogen über das Wasser. Libellen und allerlei andere Insekten tanzten in den Sonnenstrahlen, die durch die Bäume auf Moos und Wasser trafen.

Ich setzte mich auf die Steine ins Wasser. Die Hose war eh schon nass und genoss die Kühle des Wassers. 

Wunderbar! Ein Ort zum glücklich sein.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen