Freitag, 25. Oktober 2019

Instabile Beziehungen


Hast du erlebt, das du als Kind dir deiner Beziehungen nicht sicher warst?
Hast du erlebt, das du das Gefühl hattest, wenn du nicht so bist,
wie von dir erwartet wird, das du dann nicht mehr geliebt wirst?

Und wenn du dann dich so verhalten hast wie gewünscht, so brav und so, dann war wieder alles toll für eine Weile? Bis zum nächsten Mal.
Und das nimmt man mit in seine anderen Beziehungen.
Liebesentzug ist keine Form der Erziehung.
Instabile Beziehungen sind dann für dich normal und du gehörst zu den ständigen Verbesserern deiner Fehler.

Wie sieht eine instabile Beziehung aus?


Du bist mit einem Partner/Familienmitglied zusammen und es ist alles wundervoll, und dann zieht er sich emotional zurück. Ist abwesend und dann fängst du an und fragst dich, was mit dir nicht stimmt. Irgendwann kommst du vielleicht zu dem Schluss, das du ja zu bedürftig bist und ziehst dich deinerseits zurück. Dem anderen seinen Raum lassend, und was dabei baden geht, sind deine Bedürfnisse und vielleicht kommen Gedanken auf, das etwas nicht stimmt.
Und dann geschieht wie von selbst die Verwandlung.
Plötzlich ist er wieder da. Und es ist wieder wie am Anfang. Für eine Weile. Und dann, wenn du beruhigt bist, dann wirst du langsam ausgehungert. Wieder bist du der Fisch auf dem trockenen. Du fühlst dich vergessen.

Ich habe gehört, es gibt Leute, für die das der erste Grund ist zu gehen. Und andere, für die instabile Beziehungen zu einer Normalität gehören, verfallen in Abhängigkeit.
Eine instabile Beziehung mit missbräuchlichen Eigenschaften, die garnicht bewusst sein müssen.
Und vielleicht fragst du dich dann, ob du zu viel verlangst, das es soetwas wie eine stabile Beziehung garnicht gibt?

Es gibt nunmal Bedürfnisse und wahrscheinlich hat so gut wie jeder von uns gelernt, das sie nicht immer erfüllt werden können. Ich glaube das ist ein Grundstein für Mangeldenken. Dazu gibt es ein paar bekannte Sätze wie
"Wir können uns das gerade nicht leisten."
"Das was man will kann man nicht immer haben." und meinen aber eigentlich damit: "Das was du gerade willst kannst du garnicht bekommen"
Viel besser wäre zu sagen, "ich habe das Geld gerade nicht, aber zusammen können wir uns etwas überlegen wie wir es bekommen."
"das was ich will, steht gerade im Konflikt. Wie wichtig ist die Einhaltung der Pflicht,  und können wir nicht doch schauen wie wir es bekommen können?"

Aber was ist, wenn aus dieser Begründung eine Beziehung erwächst, die wie eine Droge wirkt,
weil du ja manchmal ein bisschen Liebe bekommst?
Bis zum nächsten Mal....
Was ist, wenn du merkst, das deine Bedürfnisse vertröstet werden. Morgen, vielleicht übermorgen,
vielleicht aber auch ...? - nur wenn du daran erinnerst? Muss ich das? Will ich das?


Muss ich denn in einer Beziehung darauf warten, das mein Partner verfügbar ist? Muss ich daran erinnern? Muss ich mich wiederholen?
Und welche Rolle spiele ich dabei? Bin ich denn verfügbar? Bin ich selbst klar in dem was ich brauche?
Wenn klar ist was ich brauche und es nicht gegeben ist, wie viel kann ich darauf verzichten  und mache ich meine Grenzen damit zu einem Handelsgut?
Ein bisschen Grenze für ein bisschen Liebe?
Wenn deine Grenzen bekannt sind, sollte es dann nicht von selbst kommen? Ist eine Liebe basierend auf einem Handel denn eine? Ist es dann eine missbräuchliche Beziehung zu dir selbst?
Es geht also um klare Grenzen. Was sind klare Grenzen?

Wann wird aus dem Verständnis für "passt gerade nicht" ein Verlust?
Wieviel emotionale Verfügbarkeit ist zu wenig?

Ersatz für ein Problem

Stößt du auf Widerstand in dir,
etwas treibt dich fort von hier
es ist gemacht aus dem Verstand,
 mag nicht gehen in der Emotionen Hand.
lass sein ruft eine Stimme dir
sagt schau, was du gelebt bis hier!
Heiß und innig hast du geliebt
bist in den Verstand verliebt.

Grau sind die Mäuse in der Nacht
haben sich nur ausgedacht
über den Herzensmenschen zu regieren

ist es das Schicksal das dich bläst hinfort
oder die Angst vor dem Schafott?
nur sein mit dem was ist, 
ich will hier sein und mit dir wandeln
will über grüne Gräser wandeln
Wenn du gehst von mir, dann ist es gut
auch wenn es manchmal noch in mir murrt,
denn ich erkenne den größeren Sinn
der uns auseinander treibt im Wind. 
Ich gebe mich hin dem Sturm der Liebe der Flut der Freude
der Ganzheit will sein im großen ganzen
verbunden mit allem tanzen

Dienstag, 27. August 2019

Offen Sein


In der liebevollen Zuwendung zu den größten Ängsten liegt der Schlüssel.
Du löst in dem anderen aus, das du nicht sehen kannst oder willst.
Es ist etwas in mir,
das sich verlassen fühlt und so wirst du(ich) verlassen und so kann ich erkennen,
in der Liebe zu dir, mein lieber, die fest steht, auch wenn du mich energetisch verlässt,
bin ich mit dir und allem verbunden,
Über alle Distanzen hinweg unverrückt.
Und ich darf erkennen,
das ich dich liebe und das ich dich loslassen darf in Frieden.
Und dann sage ich Dinge, denke die kommen woher,
und dann sind es nur meine Ängste, die sprechen woher.

Ich darf dir sagen,
was ich fühle: bin ich ehrlich,
hat es ein leichtes Gewicht,
bin ich ängstlich,
ist es schwer zu verdauen,
kann nur auf einem Knochen kauen.

Und so wende ich mich hin zum Licht,
etwas anderes gibt es für mich gerade nicht.
Ich liebe dich, so wie du bist, ob du fort bist oder neben mir stehst,
ob du bei mir bleibst, oder von mir gehst.
Du darfst frei sein so wie ich.
Leicht wie eine Feder hin schweben ohne Gewicht.
Und ich darf mich freuen,
an der Liebe zu dir.
Denn du bist frei und gehörst dir
ich bin frei und gehöre mir <3


Freitag, 9. August 2019

Die Fatamorgana

Wie findest du heraus, was du wirklich machen willst. So richtig tief in deinem Herzen? Und ist das was du heute machst, das selbe was du gestern gemacht hast? Ìst das was dich gestern erfüllt hat, heute noch das selbe?
Was machst du wenn du eine extrem volatile Kreativität lebst, die keine gerade Linie zu ergeben scheint? Ist es wie der ständige Seiltänzer, der versucht die Balance zu halten, während er auf dem Seil seine Bälle jongliert?

Ist das was du tust, was du als deine Arbeit, dein Projekt definierst nur dazu da, um dich über Wasser zu halten, dann ist das eine Kopfgeburt. Es trägt nicht die Energie des Herzens. Ja, vielleicht liebst du das was du tust. Vielleicht erzählst du dir auch diese Geschichte nur, weil du einer Fatamorgana von einer Vorstellung folgst. Aber du hast es nicht geschafft, diese Fatamorgana mit echter Liebe zu füllen, mit einer echten Vorstellung wie es bis ins letzte detail sich anfühlt und dem tiefen Gefühl, das du voll dahinter stehst.

Wie hältst du Kontakt zu deinem Herzen, wenn dein Mangeldenken sich dazwischen funkt.
Wenn du in dir denkst, das du nicht erreichen kannst was du dir im Herzen wünschst?
Es wird Zeit alle Zweifel über Bord zu werfen. Wirf dich in deine Gefühle wirf dich deinem Herz entgegen und fülle es mit Freude, fülle deine Lebens-Minuten mit Bedeutung!
Hör auf zu vegetieren!

Gut gegen Böse ist out!

Seit tausenden von Jahren verfolgen wir das gleiche Paradigma “gut” gegen “böse”.
Das alte Spiel. Und in diesem Jahrhundert der Filme und Geschichten haben wir es auf die Spitze geführt. Wir haben Filme über Filme, die uns zeigen, wie wir mit "dem Bösen" umgehen könnten. Und sie sind oft genug eines von vielen Vorbildern das in unseren Köpfen sein Unwesen treibt.
Wir wollen gut sein, indem wir das ablehnen, was wir als böse empfinden und werden uns nicht darüber bewusst, das diese Ablehnung nichts bewirkt, als die Gegensätze noch weiter zu vertiefen.


Wenn du einen Teil von dir verleugnest, dann ist es, als würdest du den Kopf ins Wasser stecken, um ihn nicht zu sehen. Er ist aber trotzdem da! Und kommt als Unterbewusstsein wieder zum Vorschein.

Wir wurden gelehrt zum Guten zu gelangen. Es heißt das was nicht gut in uns wäre abzustoßen, zu verleugnen und zu unterdrücken.

Und so gehen wir auch mit Positionen um, die wir ablehnen. Aber damit unterdrücken wir Eigenschaften, die auch gute Elemente in sich tragen. Und so entsteht eine Spaltung in uns.

Denn Widerstand erzeugt Spaltung in uns und als Folge auch in der Gesellschaft. Und was das bedeutet heißt, wir haben Kriminelle, die wir als nicht-Teil von uns abstoßen. Wir haben das mit allen möglichen Facetten in der Gesellschaft getan. Das ist es, worum es in Vorurteilen geht. Diese Tierquäler, diese Rassisten, diese Flüchtlinge, diese Politiker.... was auch immer wir für unsere Vorurteile und Bewertungen zur Ablehnung einsetzen. Jedes Mal wenn wir das tun, unterstützen wir Krieg, Spaltung und Einsamkeit.
Das bewirkt einen Anstieg in Kriminalität, Leiden und Ignoranz gegenüber dem Leiden anderer, weil sich die Gesellschaft immer weiter zerklüftet und wir uns immer mehr abgeschnitten fühlen von den anderen und auch von uns selbst.
Und für viele von uns ist es mit Angst besetzt, sich diesen abgelehnten Eigenschaften in sich zu nähern und erst recht wenn es darum geht einen Spagat zu machen zwischen den Realitäten von uns Menschen, die miteinander zu kollidieren scheinen. Und dabei übersehen sie, das sie durch ihre "Rechtschaffenheit", die nichts mit Liebe zu tun hat, selbst dazu beitragen. Das sie selbst einen Anteil in sich tragen könnten, den sie so sehr hassen. Unsere Zeitungsartikel beruhen oft auf Spaltung. Sie beruhen darauf verschiedene Gruppen gegeneinander auszuspielen und daraus ensteht der Stoff unserer Emotionen. Es heißt achtsam zu sein, wo wir uns gegeneinander aufbringen.

Es ist Zeit das zu ändern. Es ist Zeit diese dunklen Aspekte in uns anzuschauen, zu reintegrieren, sie tatsächlich kennenzulernen! Lernt den Faulenzer, den Bettler, den Bedürfigen, den Zornigen, den Missbrauchenden kennen. Denn wenn wir sie ablehnen und unterdrücken, von uns abschneiden, dann berauben wir uns elementarer Facetten und Potentiale für das System, die unser Wesen ausmachen, die ihnen innewohnt.
Nehmen wir ein Beispiel :
Wenn wir einen Teil von uns abstoßen, der wütend ist, stoßen einen Teil von uns ab, der seine Grenzen kennt. Diesen wütenden Teil wieder zu integrieren bedeutet also ein Gefühl dafür zu haben, seine und die Grenzen anderer zu achten. Wenn wir diesen Anteil reintegrieren, erschaffen wir ein Gefühl von Verbundenheit nicht nur in uns sondern auch innerhalb der Gesellschaft. Und wenn wir es in uns tun, dann ist es die Gesellschaft ebenso die reintegriert.
Wenn du soetwas noch nie gemacht hast, dann mag es schwer sein, sich das vorzustellen. Denn dann bist du dir über die Auswirkungen die dein inneres Bild hat nicht bewusst. Es ist auch nicht wirklich wichtig.
Echte Heilung und Frieden entsteht nur wenn wir das, was wir ablehnen integrieren. Wenn wir es schaffen beide Positionen als gültige Positionen anzuerkennen. Es macht das andere nicht stärker sondern aus der Synergie entsteht etwas völlig Neues! Und es beginnt in jedem von uns!

Wenn wir wirklich etwas verändern wollen in der Welt, dann müssen wir dieses Paradigma "wir sind gut weil wir unsere Schatten ablehnen" über Bord werfen!


Nur wenn wir alles von uns annehmen, können wir voll-bewusst über unsere Realität entscheiden und in unserem Sinne und der Schöpfung unser Potential entfalten.

Freitag, 26. Juli 2019

Das gehört sich so

Es gibt gesellschaftliche Anlässe, in denen es verbreitete Tradition ist, auf materielle Weise Geschenke zu geben oder auch anders sich in solche Ausgaben zu stürzen. Hilfe zu leisten, zu geben. Und manch einer tut es, "weil es sich eben so gehört".
Was ist, wenn das, was sich so gehört, nicht zu leisten ist.
Was ist, wenn du an deine Grenzen stößt, weil du einfach nichts (materielles) hast, was du geben kannst ausser deiner Liebe?
Was ist, wenn du materielle Erwartungen nicht erfüllen kannst, wo für die Welt um dich herum Fülle scheinbar eine Selbstverständlichkeit ist.
Du willst nicht sagen, das dies ein großer Grund ist, wieso du es nicht tust.
Du willst nicht sagen, das sie dich unterstützen sollen. Denn du befürchtest, das an allem was du von aussen bekommst ein stiller Wunsch geknüpft ist. Das was dir gegeben wird, mit Bedingungen verknüpft ist. Und dann, wenn du nicht mitspielst, bekommst du irgendwann gesagt, ich habe dir das gegeben.

Empfangen ohne gegeben zu haben ist dir fremd. Empfangen einfach weil du bist scheint dir suspekt.
Ist es nicht traurig?
 Sich zu wünschen, einfach nur zu geben und zu geben aus freiem Herzen aus der Liebe heraus und wenn du es nicht kannst, weil auch du an Grenzen stoßen wirst, dann steht jemand vor dir der sagt, es gehört sich so.

Ja, wenn du in dieser Position bist, das du keine Fülle spürst, sondern nur das, was du nicht hast oder nicht geben kannst, ob materiell oder anders, es macht dein Herz traurig.

Wann warst du selbst in dieser Position und hast innerlich oder auch nach aussen zu jemandem aus voller Inbrunst gesagt, es gehört sich so?

Donnerstag, 25. Juli 2019

EINE HEISSE STEINWÜSTE - ist nicht heimelig




In diesen Tagen wird es wiedermal ganz deutlich, die Bäume haben es schwer, es hat zu wenig geregnet und man sieht auch in Fulda immer wieder vertrockenete Bäume. Letztes Jahr ließ nach der starken Trockenheit ein Sturm auf dem Hochschulgelände einen der schönen Bäume auf dem zentralen Hof zwischen den Gebäuden A und E umfallen. Niemand ausser einem geparkten Fahrrad wurde verletzt.

Wo sich einst die alte Mensa und die alte Bibliothek befand, wurden dieses Jahr alle Bäume auf dem Hof entfernt. Zurück bleiben die wenigen Bäume auf der Grünfläche. Die Hochschule hatte mal ein heimeliges Flair, von dem ist nicht mehr viel übrig. Der Brunnen, der wegen der Laubblätter sowieso immer nur am Semesterbegin oder zu Festivitäten angeschaltet wurde, muss sich jetzt nicht mehr über dieses lästige Laub beklagen. Und die alten Bäume, falls sie denn krank gewesen sein sollten, wurden auch nicht ersetzt, es wurde einfach zubetoniert. Was einmal ein angenehmer Hof selbst bei hohen Temperaturen war, ist nun ein Backofen.
Bei gefühlten 38 Grad schleppte ich mich am Dienstag über den Hof mit hängender Zunge und wünschte mir einfach nur Schatten.
Wenn man die kastrierten Bäume vor der neuen Mensa betrachtet, kommt man zu der Vermutung, das die Bäume jemandem mit einem klinischen Aufräumwahn wohl lästig waren .
Sie sind so in Gitter gezwängt, das sie auf keinen Fall jemals zu einer Größe heranwachsen, das sie tatsächlich ausreichend etwas zu Schatten und Kühle beitragen können. Eine sterile Fläche, die weder zum sitzen noch zum hinlegen einlädt, mit unbequemen Betonklötzen zwischendrin einfach nur willkürlich verprasster Platz, der so anheimelnd wirkt, wie ein ausgeschalteter Kühlschrank.

Hochschule Fulda




Es mangelt auch nicht an Pflastersteinen. Grau in Grau ist die neue Mode. Es sieht ja nett aus, aber müssen es gleich 1000 Quadratmeter sein? Als wir damals – wann war das nochmal…. 2004? – über dem Modell gestanden haben und darüber abstimmten, über diese neue Mensa, da war es schon hässlich, aber das es so hässlich werden würde, habe ich mir damals nicht ausgemalt. Am meisten stören mich die Bäume vor der neuen Mensa, die nicht wachsen dürfen und die klinische Fläche darunter. Es stört mich das die neuen Gebäude sich in keinster Weise stilistisch an den alten orientieren und das, obwohl man so viel investiert hat, die Mensa offenbar nicht verändert werden darf, weil man die Rechte zur Veränderung an den Architekten abgetreten hat. Das Gebäude ist riesig, und trotzdem ist 90% Luft nach oben, im Sommer ist es heiß und stickig, wegen der Glasfront. Da offenbar immer mehr Studenten nach Fulda finden sind die Plätze zu Hochzeiten dicht besetzt. Etwas weniger Pomp und mehr Liebe aus dem Platz etwas heimeliges zu machen hätte dem Platz gut getan.
Der riesige Platz vor der neuen Mensa ist kein Lebensraum. Er ist eine nahezu tote Fläche. Was das heißt, das weiß man, wenn man mit hängender Zunge, wegen der Hitze über die Pflastersteine läuft. Kein Wunder das bei uns die Insekten zurück gehen. Entweder die Gräser sind kurz geschnitten oder die gesamte Fläche ist zugepflastert. Da ist nichtmal Platz für einen Blumentopf.
Es gibt auch schöne Seiten auf dem Gelände. Es gibt eine nette Liegewiese mit Hängematten und schönen Hügeln. Sicher es gibt durchaus auch sehr schöne Ecken. Aber warum dürfen es nur kleine Ecken sein, warum kann man nicht mehr Liebe in so ein Terrain investieren. Und kommt mir nicht mit dem Geld, denn diese Steinwüste war so teuer, davon könnte ich gut in Rente gehen.
Und so wie dort, sehen viele Plätze aus. Tot, steril, pompös aber freudlos. Ich wünsche mir mehr Farbe (Blumen?)
und mehr Bäume. 🙂

Donnerstag, 25. April 2019

Zwischen echt sein und angepasst leben

Wir haben ein dunkles Zeitalter des Umgangs mit Gefühlen hinter uns. Und die Realität ist, wir verstehen Gefühle nicht, wir verstehen nicht wie mit Gefühlen umzugehen und wie sie zu verarbeiten. Das Ergebnis ist, selbst die besten Eltern mit den besten Absichten "misshandeln" die Gefühle ihrer Kinder.
Ein Beispiel: Wenn wir klein sind und einem Problem gegenüber stehen, was passiert? Gefühle kommen hoch. Es ist dasselbe, was uns als Erwachsenen passiert. Aber es ist möglich, wenn deine Gefühle hochkamen, als du noch klein warst, das du nicht gut behandelt wurdest. Das auf deine Gefühle nicht angemessen reagiert wurde.
Sagen wir, du wolltest nicht zur Schule gehen. Etwas zu tun, das du nicht tun willst lässt dich ohnmächtig fühlen und traurig. Aber als du diese Ohnmacht und Traurigkeit ausgedrückt hast, was ist passiert? Es besteht die Möglichkeit, das deine Gefühle, das du entwertet wurdest.
Was sie normalerweise tun ist, das sie nicht damit einverstanden sind wie du dich fühlst. Im schlimmsten Fall sagen sie das du dich für deine Gefühle schämen solltest. Im besten Fall mögen sie etwas sagen wie: "Komm schon, jeder muss zur Schule gehen. Hör auf zu quengeln wir sind spät dran für die Schule."
Im Kern haben dich deine Betreuer dadurch fühlen lassen, das es keinen guten Grund dafür gibt, das du so fühlst wie du fühlst. Und so entscheidest du dich, das etwas mit dir falsch sein muss und du schämst dich.

Wir als Menschen, sind sehr viel länger von unseren Eltern abhängig, als jede andere Spezies auf der Erde. Mehr noch, wir sind soziale Wesen, die auf die Gemeinschaft angewiesen sind und unser Überleben und Aufwachsen war und ist von der Gruppe abhängig. Und so war wörtlich, jede Separation, Ausgrenzung, jede Art der Stigmatisierung und Abspaltung und Ablehnung die uns die Gruppe zeigt, ein Risiko zu sterben.
Auch wenn die moderne Welt sich entwickelt hat, sodass wir als eigenständige Personen leben können, sind wir dafür nicht ausgelegt. Wir sind als Gruppenwesen ausgelegt, wir sind dazu ausgelegt in der Kommune zu leben und wir sind darauf ausgelegt, von der Zustimmung der Gruppe in der wir leben wollen oder hineingeboren werden, abhängig zu sein.
Mit diesen Voraussetzungen war die Zustimmung unserer Eltern als Betreuer wichtiger als alles andere. Zustimmung ist dann gleichbedeutend mit Liebe und Überleben in unserem denken. Ablehnung bedeutet ungeliebt zu sein und dadurch von der Gruppe getrennt zu sein und nicht zu überleben.
Der Prozess der Sozialisierung durch den alle Kinder, inklusive dir gehen, ist in der Essenz ein Prozess von Aspekten, die Zustimmung erfahren und Aspekten die Ablehnung erfahren.
Eltern zeigen ihre Zustimmung und Ablehnung in vielerlei Arten und bestrafen und belohnen in diesem Rahmen.
Also was tun wir, um sicherzustellen, das wir überleben und in die Gruppe passen?
Wir stellten sehr sicher, das wir Zustimmung erfuhren. Wir verstellten unser Selbst und unterdrückten alle möglichen Aspekte unserer Selbst, um diese Zustimmung in jedem Fall zu erhalten.
Und was wir manchmal vergessen, wie unglaublich schmerzhaft dieser Prozess war.
Was wir gelernt haben war: Liebe ist absolut abhängig und unter Vorbehalt.
Es war konditioniert Dinge zu tun und andere Dinge nicht zu tun.
Um in der Lage zu sein, sich das anzutun, Aspekte von deinem Bewusstsein zu löschen, sodass du akzeptabel warst für die Menschen, die als Kind um dich herum waren, musstest du einen Wunsch unterdrücken. Der Wunsch geliebt zu werden und so geliebt zu werden, wie du bist.
Wir wollten diesen Blick in den Augen unserer Eltern, der sagte, nichts ist falsch mit dir.
Nichts muss geändert oder repariert werden, du bist perfekt so wie du bist:
Bedingungslose Zustimmung.
Leider hat niemand von uns diese Nachricht erhalten oder?
Statt dessen sind wir hergegangen und haben versucht uns zu reparieren, Zustimmung zu erhalten, in jeder erdenklichen weise.
Was passierte, weil es so schmerzhaft war mit der Ablehnung anderer Menschen konfrontiert zu werden war, wir wurden unsere eigenen Moderatoren.
Wir begannen uns selbst zu kritisieren, um auf Linie zu bleiben.
Wir begannen uns selbst zu bestrafen, wenn wir aus der Reihe tanzten.
Wir wurden unser eigener Alptraum und übernahmen die endlose Aufgabe uns selbst zu reparieren, sodass man uns lieben könnte. Und an diesem Punkt könnten die Menschen um uns herum gesagt haben, das wir gut sind.

Was also passierte in dem Moment in dem du das tatest?
Du erschufst ein massive Spaltung in dir.
Eine Spaltung in zwei Seiten mit zwei konkurrierenden Bedürfnissen.
Eine Spaltung mit dem Aspekt der tatsächlich eine Lösung braucht für die Probleme die sich dir stellen und ein Aspekt der bedingungslose Liebe und Akzeptanz einfordert, der deine Zustimmung braucht, das du keine Reparatur brauchst und keine Änderung.
Viele von uns laborieren an dem ersten Aspekt herum. Suchen Lösungen für Probleme, die eigentlich darauf basieren, das sie sich selbst verleugnen und das im Namen der Vernunft, die eigentlich Angst vor Konsequenzen heißt, während es nötig ist, bedingungslos zu sich selbst zu stehen.

Heilung kann bedeuten zu lieben anstatt sich selbst einen Kommentar über die Falschheit zu geben.
Es kann bedeuten, wenn ich Angst davor habe allein zu bleiben, mir selbst ein Freund zu sein, indem ich zu mir selbst stehe oder bewusst den Anteil der meinen Schutz braucht einzuhüllen.
Es kann bedeuten mutig zu sein und dich zu zeigen, wenn es das ist was du am meisten wünschst.
Es kann heißen alles zu fühlen was gefühlt werden will. Durch alle Höhen und Tiefen hindurch, denn nur nur mit deinem Bewusstsein kann sich Emotion entladen und verändern.

Quelle: Teal Swan - The healing trap
https://youtu.be/dy10f1CVhhc

Mehr Informationen mit deutschen Untertiteln
Teal Swan - Emotional Wake up Call
https://youtu.be/wMC7ULTSPEE




Freitag, 4. Januar 2019

Das soziale "Wir"

Wie sehr man auf andere angewiesen sein kann, merkt man dann, wenn das Leben dir aus heiterem Himmel mal eins deiner meistgenutzten Fortbewegungsmittel außer Gefecht setzt.

So geschehen pünktlich zum neuen Jahr einer Freundin.
Sie war umgeknickt und rief mich am 1. Januar an, ob ich sie ins Krankenhaus in die Notaufnahme fahren könnte.
Gemeinsam nahmen wir die Stufen aus der Haustür und schon bei der kleinen Strecke konnte ich sehen, das es schwierig werden würde, weite Strecken zurückzulegen. Endlich hatte ich sie im Auto.  Als nicht versierter Krankenhelfer und malte mir schon aus, wie ich sie denn vom Auto in die Notaufnahme bringen sollte, ohne das sie den Fuß benutzte. Ich hoffte darauf, irgendwo einen Rollstuhl zu finden.
Am Krankenhaus angekommen wählte ich den einzigen Weg, der mir adhoc einfiel. Ein großer Innenhof den man dankbarer weise anfahren konnte, machte es möglich.
Und so fuhr ich in den Innenhof und platzierte mich entgegen aller Regeln aus Not direkt vor dem Haupteingang in der Hoffnung, dort jemanden zu finden, der mir entweder den Weg weisen oder irgendwie weiterhelfen konnte oder um meine Freundin auf der nächststehenden Bank zurückzulassen, bis ich das Auto geparkt hätte.
Kaum hatte ich sie aus dem Auto gehoben, kam ein netter Herr durch die Tür. Scheinbar hatte er uns von der Rezeption aus beobachtet. Der Hof war sonst menschenleer. Es war 11.30 Uhr.
Bei sich führte er einen Rollstuhl.
"Ich kann ihnen den Rollstuhl überlassen, wenn sie mir einen Führerschein oder ähnliches geben" sagte er.
"Sie können ihr Auto hier nebenan auf der Straße heute kostenlos parken"
"Wunderbar! Vielen Dank!" sagte ich.
Dankbar, das wir sogleich die richtige Hilfe gefunden hatten, ließ ich meine Freundin in seiner Obhut. In der Straße herrschte normalerweise ein ständiges kommen und gehen. An diesem Neujahrsmorgen war alles wie leer gefegt. Ich parkte und kehrte zu Fuß zurück zum Eingang.
Meine Freundin wartete dort. Das verletzte Bein hielt sie etwas abgewinkelt in die Luft, um mit dem Fuß den Boden nicht zu berühren.
"Zur Notaufnahme geht es in den 2. Stock vorne links ist der Aufzug und dann oben rechts" sagte sie mir.
"Also dann. Los geht's."
Alles war ruhig. Der Aufzug bewegte sich lautlos in den 2. Stock. Die Türen öffneten sich. Ich schob den Rollstuhl in den breiten offenen Gang und blieb kurz stehen, um mich in der Halle zu orientieren. Eine Schwester lief mit einer gehetzten Mine an uns vorbei in den Aufzug. Mein Blick wanderte rechts an die andere Seite der Halle. Dort war eine Tür mit einer rot-weißen Aufschrift "Notaufnahme".
Gemeinsam rollten wir durch die Gänge bis wir zu einem Schalter kamen. Hinter dem Schalter saß eine brünette Frau mit einem Tshirt. "Make your day" stand darauf. Und ich dachte mir... "Den haben wir wohl schon durch....viel Optionen gibt's da gerade nicht"
"Bitte warten sie hinter der gelben Linie" sagte die Frau hinter dem Schalter.
Ich zog den Rollstuhl hinter die gelbe Markierung auf dem Fußboden, die ich beim ersten Mal einfach überfahren hatte.
Am Schalter stand ein junger Mann, der offenbar lang und breit gerade seine Krankenkassenverhältnisse erklärte. Dahinter dehnte sich der Gang weitere 5 Meter bis zu einer Tür, die ich als andere Eingangstür erkannte, die man von der Straße auf kurzem Weg erreichen konnte. An der Wand hingen Infotafeln. Hin und wieder kam eine zierliche kleine Frau mit langen schwarzen Wimpern aus einem Gang oder einer Tür und legte Papiere auf einem Tisch ab. Ein Mann mit Kittel und noch eine weitere Frau.... Man konnte sehen, das sie emsig durch die Gänge liefen, immer zügig ohne lange einmal inne zu halten.
Ein Gedanke streifte mein Sein, das es sicher länger dauern könnte. Vor allem an so einem Feiertag.
Irgenwann war der Mann am Schalter fertig und machte den Platz frei.
Nun also begann unsere Reise.
Nachdem der Sachverhalt über das Anliegen geklärt war, wies uns die Dame an, im Wartebereich Platz zu nehmen. Den hatte ich noch garnicht so wirklich registriert. Hinter einer Stellwand erkannte ich beim weiterfahren am Schalter vorbei mehrere Sitzplätze und einen Kaffeeautomat.
Ich schob meine Freundin neben einen freien Sitz. Ich hatte gesehen, das der Stuhl zumindest die notwendigen Löcher hatte, um eine Stütze für die Beine oder Füße anzubringen. Ich konnte sehen, das hochhalten des Beines ihr zunehmend Schwierigkeiten bereitete und so drehte ich mich kurz zurück zum Schalter:
"Haben sie zufällig eine Beinstütze für den Rollstuhl?" fragte ich.
"Nein, leider nicht. Die sind geklaut worden."
Ich setzte mich auf den Stuhl neben dem Rollstuhl und bot ihr an, ihr Bein über meines zu kreuzen, um das Bein zu entlasten. Hin und wieder dachte ich daran, das ich mir den Feiertag etwas anders gewünscht hätte. Ich dachte daran, einfach zu fahren und meines Weges zu gehen. Aber ich spürte, das meine Freundin froh darüber war, nicht ganz alleine dort zu sitzen... und so blieb ich wo ich war.
 Lange passierte garnichts. Es schien sich niemand zu bewegen. Niemand wurde aufgerufen. Und falls doch, dann ohne das ich es bemerkt hätte. Nach 2 Stunden dann wurden wir das erste Mal aufgerufen. Die zierliche Schwester die ich schonmal vorbeihuschen hatte sehen, führte uns in einen kleinen Behandlungsraum mit einer Liege. Nach gefühlten 10 Minuten kam der Assistenzarzt. Er betrachtete das Bein und wies uns an zum Röntenraum zu gehen. Froh das sich endlich was bewegte, schob ich meine Freundin dorthin. Vielleicht würde es doch nicht mehr so lange dauern... hoffte ich.
Im Gang vor dem Röntgen- Raum war niemand zu sehen. Dort war eine Annahmestelle, deren Schalousie geschlossen war.
Ratlos klopfte ich an eine Tür. Eine Helferin kam heraus. Sie führte meine Freundin in den Röntgenraum. Es ging sehr schnell. Nach 5 Minuten war sie wieder auf dem Gang und wir sollten zum Wartebereich zurück. Wieder 1 Stunde verging. Endlich wurden wir aufgerufen.
Die Assistentin öffnete die Aufnahmen am Computer. Man konnte die Röntgenbilder sehen. Ein kurzer Blick von mir als Laien sagte mir, das es für mich aussah wie ein Knochenbruch... was der Arzt kurze Zeit später auch vermutete aber sich am nächsten Tag nochmal anschauen wollte.
Er schickte uns zum Gibsraum und sagte, das meine Freundin Krücken bekommen sollte.
Wir rollten durch die Gänge und die gleiche Assistentin begegnete uns bald. Sie sollte den Gibs anlegen. Alles in allem habe ich an diesem Tag maximal 6 verschiedene Personen gesehen. Die Frau am Schalter und die Patienten oder Gäste nicht mitgezählt.
An diesem Punkt waren wir noch relativ guter Dinge trotz des Schocks für meine Freundin und dem Schreck das sie den Fuß gebrochen hatte. Meine Freundin bekam einen Gibs... und Krücken wurden eingestellt. Kaum war der Gibs fertig, klingelte das Telefon.
Wir sollten umgehend zur CT... mit Gibs.... ihre Kleider und Sachen können sie hierlassen. Sagte die nette Assistentin. Zwischendurch hatte ich mir sehnlichst einen Schrank gewünscht, in dem wir alle Wertsachen und das Winterjackengeraffel hätten ablegen können. In dem Gibsraum fand ich das erste Mal einen Kleiderhaken. Nicht das es im Wartebereich keinen gab. Der war von mir unbemerkt unschuldig an einer Wand gestanden.
Gesagt getan. Ich rollte meine Freundin zur CT. Selber Ablauf wie beim Röntgen. Eine Assistentin schob sie in den Raum und kurze Zeit später war sie raus. Wieder sollten wir zum Wartebereich.
Der Gibs war noch weich. sie sollte aufpassen, ihn nirgendwo anzulehnen und abzulegen. Damit war auch das Bein schwerer und die Muskeln schon arg strapaziert. Wieder setzte ich mich an den Aussenplatz neben meine Freundin und sie hängte ihr Bein über meines. Im Stillen fragte ich mich, was mit jemandem ist, der niemanden hat. Der ganz alleine durch diese ganzen Instanzen muß. Irgendwo in einem der Nachbargänge hörte man eine ältere Frau rufen. In 5 Minutenabständen war ein "Schwester..!" zu vernehmen. Anscheinend blieb ihr rufen unbeantwortet. Denn ich sollte sie noch einige Stunden rufen hören. Vielleicht war sie verwirrt aber vielleicht hatte auch von den wenigen vorhandenen fleißigen Helfern keiner wirklich Zeit für sie.  Denn für Zwischenmenschlichkeiten bleibt in so einem geregelten Uhrwerk keinerlei Platz. Der Mensch als Zahnrad. Ob als Patient oder als Angestellter. Wir behandeln uns manchmal schlechter als unsere Maschinen. Die hören im Zweifel nämlich einfach auf ihren Dienst zu tun.
Den Arzt und die Assistentinnen trifft hier keine Schuld. Sie waren jederzeit herzlich und schnell. Aber wer hat jemanden eingestellt, sich um die Bedürfnisse zu kümmern, die zwischen dem fachlichen liegen?
2 Stunden vergingen.  Alle rennen so geschäftig und sind so beschäftigt, das man niemanden aufhalten möchte. Es ist niemand da bei dem man das Gefühl hat, er wäre dazu da, sich nur um unsere zwischenmenschliche Belange zu kümmern und doch tun es alle irgendwie auf ihre weise.
Irgendwann sagte meine Freundin das sie keine Kraft mehr hätte und ihr Bein würde so schmerzen. Und so schob ich sie einfach zurück zum Gibsraum. Dort hingen nach wie vor unsere Kleider und Sachen und so nahm ich an, es wäre sicher ok. Sie legte sich auf die Liege. Man hatte ihr Schmerzmittel versprochen, aber bekommen haben wir an dem Tag erst eines in der Apotheke.
Ich ging auf den Gang und suchte nach der Assistentin oder dem Arzt um ihnen anzuzeigen, das wir wieder im Gibsraum waren. Irgendwann fand ich sie auch. Mit Handzeichen deutete ich kurz auf den Raum während beide über die Gänge von Tür zu Tür huschten und mir andeuteten sie kämen gleich.

Irgendwann kam der Arzt. Mittlerweile war es 16 Uhr. Er schnitt den frischen Gibs wieder auf und sagte meiner Freundin sie müsse Freitag operiert werden.
Dazu müsste sie Donnerstag nochmal zur Untersuchung kommen.  Ausserdem müsste sie noch etwas unterschreiben wegen den Krücken und sie bekäme noch eine Trombose Spritze von der Assistentin.
Und anderer Papierkram. Wir dachten, es wäre bald zu Ende, aber ein Notfall dehnte es noch ein wenig mehr aus.
18:40 Uhr verließen wir die Notaufnahme mit allerlei Zetteln. Am Ende unserer Kräfte, ihre mehr als meine. Wir hatten einen Bärenhunger und die Apotheke die Notdienst hatte, war nicht weit vom Krankenhaus.

Ein Platz der nicht besetzt ist, wird durch etwas anderes ausgefüllt!

Alle an diesem Tag waren ohne Ausnahme nett und jeder schien so effizient wie es eben möglich war seine Arbeit zu machen. Aber eines fehlte in diesem doch eigentlich so tief sozialen Arbeitsbereich, in dem Menschen anderen Menschen helfen. Ein Platz war nicht besetzt und er machte sich bemerkbar, in dem unermüdlichen Rufen der alten Dame, an der Gereiztheit der wartenden Besucher in der Notaufnahme, die sich nach einer Weile an dem Rufen der Frau störten. Er wurde sichtbar an dem fehlen des  einen, den man ansprechen hätte können, der sich um die schlichten Fragen kümmert, die auftauchen, während man Stunde um Stunde wartet oder von einem Ort zum anderen geht. Da ist niemand, der die sozialen Sorgen oder Ängste auffängt. Niemand, der die Zeit hat zu fragen, ob man etwas braucht oder an den man sich wenden kann der nur dafür da ist. Denn alle anderen Aufgaben von Papierkram bis Technik sind besetzt. Der dem Fußkranken eine Fußstütze organisieren kann, und sei sie noch so unkonventionell. Der den Wartenden darüber aufklärt, das es tatsächlich noch etwas dauert, weil gerade ein noch dringenderer Notfall eingetroffen ist.  Der einfache Versicherungsfragen beantwortet, die sich sonst niemand stellt.  Die Dame an dem Schalter war zwar da. Man hätte sie ansprechen können. Dennoch schien dieser Platz unbesetzt zu sein. Dort wo dieser Platz unbesetzt ist, herrscht eine soziale Kälte. Das Gefühl mit allem alleine zu sein. Das Gefühl, wenn du deinen Kopf nicht unter dem Arm trägst, dann bist du bis zum umfallen auf dich alleine gestellt, weil es für das Zwischenmenschliche einfach keinen Platz zu geben scheint.